Montag, 23.10.2023, gegen 17 Uhr. Wir fahren los !
Der Wind hat nachgelassen. Wir haben zwar noch hohe Wellen, gehen aber davon aus, dass diese zunehmend flacher werden. Nach Segeln sieht es noch nicht aus aber wir sind optimistisch, dass wir ab ca. der halben Strecke passenden Wind haben werden und die Segel setzen können. Es bleibt uns also zunächst nichts anderes übrig, als zu motoren.
Bis Lanzarote sind es ca. 600 sm (gut 1.100 km). Wenn es gut läuft, kommen wir eventuell noch am Freitag dort an. Ich habe meinen Rückflug nach Hause ja aber vorsorglich auf Dienstag verschoben. Sonja, Ruth und Silvano von unserer Crew fliegen erst am Sonntag zurück. Dieter bleibt noch länger auf Lanzarote.
Um 17 Uhr machen wir die Leinen los und laufen aus der Marina von Barbate aus.

Zunächst übernimmt unser Skipper Jörg das Steuer.

Tschüss Barbate:

Zum ersten Mal geht es auf dem Atlantik in die Nacht hinein:

Um 21 Uhr bin ich in meine Koje gegangen und habe bis 0:30 Uhr schlafen können. Ich war mit Silvano für die erste Nachtwache von 2 Uhr bis 6 Uhr eingeteilt. Wir beide haben uns mit Steuern abgewechselt. Ich von 2 bis 3 und von 4 bis 5, Silvano hat von 3 bis 4 und von 5 bis 6 das Steuer übernommen. Wir hatten kurze und hohe Wellen, so dass wir ständig wachsam und konzentriert sein mussten, um die Wellen richtig anzusteuern, damit das Schiff dahinter nicht gleich gegen die nächste Welle kracht.

Ruth hat uns um 6 Uhr abgelöst. Sie hatte die Schicht von 6 bis 8, die jeweils alleine abzuarbeiten war. Ich war noch so aufgekratzt, dass ich nicht gleich schlagen konnte und ihr noch Gesellschaft geleistet habe. Kurz vor 7 Uhr habe ich sie nochmals für 10 Minuten abgelöst, da sie ihren Magen erleichtern musste (nach achtern mit dem Wind 🙂 ). Die Arme, es ging ihr aber danach wieder besser 🙂
Dienstag, 24.10.2023
Wir hatten den ganzen Tag Wind von vorne und fuhren weiter unter Motor. Von 8:30 Uhr bis 9:30 Uhr habe ich gesteuert. Wir hatten noch immer ordentliche Welle und waren konzentriert bei der Sache.
Auf unserem Schwesterschiff, der Emotion, waren zwischenzeitlich 4 der 5 Crewmitglieder seekrank. Die Skipperin, Karin, hat gefunkt, dass sie mangels Personal auf Autopilot schalten musste.
Bei uns hat es Dieter leicht erwischt. Mit einer Tablette und zwei von meinen Sea-Gum Kaugummis gegen Seekrankheit haben wir ihn aber schnell wieder flott bekommen 🙂 Auch Ruth geht es wieder gut 🙂

Wir haben heute schönes Wetter und auch die Wellen werden zunehmend flacher und länger.

Um 17 Uhr, also nach 24 Stunden, haben wir 142,5 nm hinter uns. Immerhin schon mal ca. 264 km. Die Strecke über die letzten 24 Stunden nennt man in der Schiffahrt übrigens Etmal. Die nächsten Tage sollten wir ein höheres Etmal schaffen.
Um 17:30 Uhr haben wir zum ersten mal knapp 130 Liter Diesel aus den Reservekanistern nachgetankt.

Und wieder geht es in den Sonnenuntergang.

Mittwoch, 25.10.2023
Wir laufen immer noch unter Motor 🙁 Entweder wir haben Wind direkt von vorne auf die Nase oder zu wenig bis gar keinen Wind 🙁
Ich habe wieder die Ruderwache von 2 bis 6 Uhr. Diesmal gemeinsam mit Sonja. Der „Dienstplan“ vermeidet, dass 2 Crew-Mitglieder aus derselben Kabine miteinander Wache haben. So kann jeweils wenigstens einer ungestört für 4 Stunden schlafen.
Um ca. 5 Uhr morgens waren wir auf Höhe von Casablanca. Wir konnten quer ab den fernen Lichtschein der Stadt erkennen.

Ab 9 Uhr ist heute Duschen angesagt.

Immer einer nach dem Anderen 🙂

Erst mit Salzwasser aus der Pütz naß gemacht, dann eingeseift, dann wieder mit Salzwasser – und am Ende mit Wasser aus unseren Tanks abgespült. Wir haben zwar einen Wassermacher an Bord, müssen aber trotzdem sparsam damit umgehen.
Um etwa 10 Uhr haben wir ca. 20 Meter quer ab eine Wasserschildkröte vorbei schwimmen gesehen. Die hat noch Wärme getankt, bevor sie dann wieder tiefer in ihr Element eintaucht.
Kurz darauf ist der erste fliegende Fisch auf unserem Boot gelandet. Wir haben ihn nicht kommen sehen sondern erst später an der Wante entdeckt. Da kam jede Hilfe zu spät 🙁


Gegen Mittag hat die „Emotion“ 40 Liter Diesel angefordert. Haben wir dann gleich „schwimmend“ übergeben 🙂


Heute haben wir wieder versucht, mit Unterstützung der Segel mehr Fahrt zu machen. Der Wind kam jetzt von achtern. Aber kaum waren die Segel gesetzt, schlief der Wind wieder soweit ein, dass die Segel anfingen zu schlagen und wieder eingeholt werden mussten. Ein kräftiges Hoch über den Azoren wäre jetzt ganz gut. Wird aber leider nichts. Im Norden jagen noch immer die Tiefs über den Atlantik, so dass wir weiterhin unter Motor laufen müssen 🙁
Wenigstens haben wir gegen 14 Uhr „Besuch“ bekommen. Ein paar verspielte Delfine haben uns mal gezeigt, wie man sich richtig durchs Wasser bewegt 🙂
Zum Abendessen gab es Fleischbällchen und Pimentos, die ich besonders mag. Die Pimentos hatte ich schon beim letzten mal weitgehend allen weggefuttert 🙂 Diesmal waren noch für jeden 4 Stück übrig. Als wir fertig waren, hat unser Skipper Jörg noch gefragt, ob jemand noch etwas möchte. Es seien noch ein paar Reste da. Klar wollte ich noch was haben. Meinen Ruf als Vielfraß hatte ich ja ohnehin schon weg 🙂
Zu meiner großen Überraschung hat er mir dann noch einen halben Teller voller Pimentos hingestellt ! Die hatte er extra für mich zur Seite gelegt um mich zu überraschen. Das war ja fast, wie wenn ich Geburtstag hätte. Der Jörg ist schon ein toller Typ ! 🙂 Mir hat es prima geschmeckt!
Am Nachmittag hat sich Ruth noch im die Leinen gekümmert. Sie hat diese an den Enden sauber umnäht, so dass sie nicht mehr ausfransen können.

Ab 22 Uhr hatte ich wieder bis 02 Uhr Nachtwache mit Silvano. Er raucht auch 🙂 Wir haben Nachts aus dem Segler immer ein Dampfschiff gemacht 🙂
Das letzte Etmal um 17 Uhr war übrigens 159 Seemeilen! So könnten wir es sogar noch bis Freitag nach Lanzarote schaffen.
Donnerstag, 26.10.2023
Habe nach der Nachtwache bis 9 Uhr geschlafen. Dann gab es wieder ein reichhaltiges Frühstück. Eigentlich war das unterwegs immer eher Brunch 🙂 Ab 12 Uhr bis 16 Uhr hatte ich Deckswache.
Am Nachmittag hat Jörg seinen Sextanten ausgepackt und uns in der Handhabung unterwiesen. Er hat das supergut erklärt und wir haben alle mal die „Sonne geschossen“ 🙂


Sonja hat es kaum noch unter Deck ausgehalten. Am liebsten hat sie an Deck geschlafen. Schade, dass es kein Foto von Ihrem „Absturz“ auf den Decksboden gibt 🙂 Sie lag nämlich kurz nach dem Foto am Boden! Ist einfach von einer Welle und der Schräglage von der Bank gerollt 🙂

Freitag, 27.10.2023
Es war gestern schon abzusehen, dass wir heute Lanzarote erreichen werden. Ich war für die Deckswache von 6 bis 8 Uhr eingeteilt und habe angenommen, dass ich wahrscheinlich der erste sein werde, der Lanzarote zu Gesicht bekommt.
Um 20 vor 6 empfingen mich Dieter und Silvano mit der Nachricht an Deck, dass sie bereits um 05:20 Uhr Lanzarote gesichtet haben (zumindest die Lichter auf der Nordkante der Insel).

Es vergingen noch fast 2 Stunden, bis wir Lanzarote erreicht hatten. Hier frischte nun endlich der Wind auf und wir konnten für die Strecke entlang der Insel bis in den südlichen Teil Segel setzen.

Da die Emotion knapp hinter uns war, mussten wir unsere Schiffslage durch entsprechende Gewichtsverlagerung optimieren, damit wir nicht eingeholt werden (immer wenn 2 Schiffe sich segelnd begegnen, ist Regattazeit 🙂 ).

Wir haben es geschafft und sind bis zu unserem nächsten Ziel, einer Badebucht vor unserer Zielmarina, vorne geblieben 🙂

So hatten wir wenigstens am Ende unseres Törns noch ein wenig Segelspaß.

Das Wasser hat gut 25 bis 26 Grad !

Soweit mal meine Zusammenfassung bis zur Ankunft in der Badebucht auf Lanzarote. Für heute soll es damit genug sein. Morgen werde ich nochmals zur Marina hier und meinen Tagen auf der Insel berichten.
Bis dann liebe Grüße
Lothar