Heute hatte ich mir überlegt, Monikas Cousine in der Sabinchenstadt Treuenbritzen zu besuchen und sofern möglich, dort zu übernachten. Grobe Streckenplanung ergab knapp 90 km. Das sollte zu schaffen sein, sofern es nicht gewittert oder regnet.
Aber hier noch ein kurzer Nachtrag zum Hotel in Delitzsch. Die haben dort wirklich interessante Gartenstühle, oder ?

Also ich bin um ca. 08:30 Uhr voller Zuversicht gestartet. Die Wetterprognosen sahen so aus, als ob ich von Regen verschont bleiben würde. Vorneweg: ja, ich konnte den ganzen Tag im trockenen fahren, dafür am Nachmittag bei brüllender Hitze!
Aus den knapp 90 km wurden aber 114! An der folgenden Karte könnt Ihr sehen, dass da schon ein paar komische Schlänker drin waren. Dazu nachfolgend mehr.

Den richtigen Weg habe ich schnell gefunden und so ging es in nördlicher Richtung recht eben auf guten Radwegen los. Zunächst durchquere ich eine schöne Seenplatte. Dabei habe ich gelernt, dass die ganzen Seen aus der Bergbauzeit (Tagebau) zu DDR-Zeiten sozusagen ausgehoben wurden. Man hat dann nach Einstellung des Tagebaus entschieden, dort Seen entstehen zu lassen. Es hat einige Jahre gedauert, bis die voll gelaufen waren. Aber es hat sich gelohnt, wie auf den folgenden Fotos zu sehen ist:





Ein Handycap auf dieser Strecke waren Forstarbeiten und ein gesperrter Radweg. So musste ich auf den Uferweg ausweichen, der wahrlich nicht für Fahrräder angelegt ist! Vor allem der Aufstieg vom Uferweg über steile Treppenstufen war kein Spaß 🙁
Weiter ging es danach in Richtung der Lutherstadt Wittenberg. Ich fuhr bis Radis, ca. 5 km nördlich der Seenplatte. Dort habe ich eine kurze Pause eingelegt. Gerade als ich mein Fahrrad abgestellt hatte, hat es auf der Straße neben mir gescheppert und gescharrt. Ein Pkw hat gerade neben mir seinen Fahrradständer mit Fahrrädern in volle Fahrt „abgeladen“. Die Fahrräder mit dem Ständer sind gute 30 Meter über die Straße geschliffen. „Der Urlaub geht gut los“, war der Kommentar der Beifahrerin.
Kaum hatte ich mich von dem Schrecken erholt, habe ich bemerkt, dass mein Geldbeutel nicht mehr an der ihm zugewiesenen Stelle in der Lenkertasche war! Eigentlich war mir sofort klar, dass ich diesen bei einer der kurzen Trinkpausen verloren haben musste. In der Verzweiflung schaut man dann aber doch alles durch. Er war weg! Kreditkarte, 2 EC-Karten und sonstige Papiere einschließlich gut 80 Euro Bargeld waren weg. Was tun? Ein Anruf bei dem Hotel in Delitzsch ergab kein Auffinden des Geldbeutels. Der nette Herr an der Rezeption hat alles abgesucht. Einem möglichen Finder würde es wohl nicht möglich sein, mich anzurufen. In dem Geldbeutel waren keine Hinweise auf meine Adresse oder Telefonnummer. Aber ich hatte morgens eine Visitenkarte des Hotels eingesteckt und die Hoffnung, dass möglicherweise dort angerufen würde.
Trotzdem startete ich den Versuch, die Strecke zurückzufahren und vielleicht zufällig den Geldbeutel wiederzufinden.
Nach ca. 4-5 km Rückfahrt habe ich mich verfranzt und dann doch die Hoffnungslosigkeit meines Unterfangens eingesehen und aufgegeben. Also wieder umgedreht und überlegt, dass ich zum einen ja mit Handy bezahlen kann und ggf. auch Monis Cousine um etwas Bargeld anpumpen könnte. Das hätte ich Ihr auch direkt auf ihr Konto überweisen können. So ein Handy ist schon eine feine Sache 🙂 Kurz bevor ich die Strecke bis Radis wieder zurückgelegt hatte, klingelte mein Handy. Die Polizei war am Apparat. Mein Geldbeutel wurde gefunden und bei der Polizei abgegeben !!!!! Gaaaaaanz lieben Dank der Finderin, von der ich nur den Namen und den Wohnort habe. Ich werde Sie bestimmt ausfindig machen und ihr etwas Gutes tun! Zum Glück hatte ich noch eine Visitenkarte meines Stefan einstecken. Über einen Anruf bei Ihm (der ihm einen gehörigen Schrecken eingejagt hat!) konnte die Polizei meine Handynummer erfahren und mich informieren!
Der sehr freundliche Polizeibeamte hat mir den Geldbeutel sogar nach Radis gebracht! Wir hatten uns dort an der Hauptstraße vor einem Fahrradgeschäft verabredet. Die Polizei, dein Freund und Helfer! Das war Klasse! Vielen Dank!

Der Tag war gerettet, meine Verzweiflung hatte ein gutes Ende gefunden 🙂 Ich vermute, mein Schutzengel hat beim lieben Gott gleich wieder mal eine Gehaltserhöhung beantragt 🙂 Hat er sich verdient !
So konnte ich nun erleichtert weiter nach Wittenberg radeln. Ein Besuch in der Innenstadt am Luther-Denkmal ist dort natürlich obligatorisch. Wittenberg ist aber auch wirklich eine sehr schöne Stadt und immer einen Besuch wert.




Nachdem ich Monis Cousine bereits meinen Besuch abgesagt hatte und es nun doch noch nicht so spät war, habe ich mich entschlossen, doch noch weiter nach Treuenbrietzen zu fahren. Die Cousine hat gerne auf mich gewartet 🙂
Klar, dass das nicht so geradlinig laufen konnte ! Die Bundesstraße 2 war auf einen längeren Streckenabschnitt gesperrt. Also bin ich der Umleitung gefolgt. Nach einiger Wegstrecke habe ich mal mein Handy ausgepackt und auf der Karte nachgeschaut, wo ich da eigentlich lande. Die Umleitung entpuppte sich dabei als wesentliche Streckenverlängerung! Das hätte mich wahrscheinlich gut eine Stunde Zeit gekostet (und Kraft bei immer noch sengender Hitze).
Nein, habe ich mir gesagt, das geht so gar nicht und bin wieder umgedreht. Glücklicherweise war gerade ein Einheimischer an der Umleitungsstelle an der Ampel gestanden, den ich fragen konnte, ob man mit dem Fahrrad durch die Baustelle durchkommen kann. Nachdem er mir bestätigt hat, dass das kein Problem sei, konnte die Fahrt schnurstracks nach Treuenbrietzen fortgesetzt werden.
Ich bin dort gut angekommen. Mit Monis Cousine war ich noch schön Abend essen und jetzt ist endlich Nachtruhe!
Tschüss bis morgen.
